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Veranstaltung
Eingestellt: 13.12.18 | Besuche: 2503

Tagung: State of the Art 2019: Wissenschaft in der Gesellschaft: Selbst- und Fremdwahrnehmung von Qualität und Verantwortung

Veranstalter: Zentrum für Wissenschaftsmanagement e.V.
Ort: 53175 Wissenschaftszentrum Bonn
Start: 02.07.19
10:00
Uhr
Ende: 03.07.19
13:30
Uhr

Inhalte und Ziele

Wissenschaft folgt einer Eigenrationalität und kann dafür auf eine verfassungsrechtlich geschützte Freiheitsgarantie vertrauen. In vielen Staaten gibt es einen gesellschaftlichen Konsens darüber, dass Forschung eine wesentliche Grundlage für den Fortschritt der Menschheit ist. Sie dient der Wissensvermehrung und fördert Gesundheit, Wohlstand und Sicherheit der Menschen sowie den Schutz der Umwelt. In die gesellschaftliche Resonanz mischen sich allerdings zunehmend Skepsis, wenn nicht offenes Ressentiment.

Immer wieder geraten Projekte in die öffentliche Kritik, weil an deren Finanzierung oder an der Art ihrer Durchführung Anstoß genommen wird. Auch das Missbrauchsrisiko von unbestritten nützlichen Forschungsergebnissen durch Dritte zu schädlichen Zwecken (Dual-Use-Problematik) oder unwägbare Folgenabschätzungen für innovative Ansätze führen zu Verunsicherung. Fahrlässiges oder vorsätzliches Fehlverhalten von WissenschaftlerInnen erschüttert die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft.

Die Gesellschaft erwartet legitimerweise von der Wissenschaft, dass bei ihren wissenschaftlichen Leistungen die Qualitätsstandards und die gute wissenschaftliche Praxis des jeweiligen Faches eingehalten werden, dass die Wissenschaft mit ihrem Expertenwissen zum Gemeinwohl beiträgt und nicht vorrangig verborgene Eigeninteressen verfolgt. Die Wissenschaft setzt auf Selbstkontrolle und vertraut darauf, angemessen mit Ressourcen ausgestattet zu werden, um die Anforderungen auch auf hohem Qualitätsniveau erfüllen zu können und unter förderlichen Rahmenbedingungen zu arbeiten.

Wissenschaftlich erfolgreiche Forschung erfordert Transparenz vor allem durch einen freien Informationsaustausch und die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen. Die einen werden publiziert, die anderen in akademischer Lehre vermittelt. Der Wissenstransfer erreicht dank größerer Bildungsbeteiligung, verstärkter Weiterbildungsaktivitäten und nahezu unbegrenzter Kommunikationsformen mehr und diverse gesellschaftliche Gruppen. Die so genannte Dritte Mission ist ein expliziter Aufruf zur Beteiligung an der Gewinnung wissenschaftlicher Erkenntnis. Häufig als ein Beitrag zur Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung gedacht, stellt sich aber auch und gerade in diesem Bereich die Frage nach der wissenschaftlichen Qualität und nach der Relevanz der Beiträge.

Politik adressiert an Wissenschaft den Wunsch nach klarer Beratung, tut sich jedoch schwer, die Vorläufigkeit von Forschungsergebnissen oder ihre Deutungsoffenheit auszuhalten. Für die Bereitstellung von Ressourcen setzen die Träger von Wissenschaftseinrichtungen auf Steuerungsinstrumente, Finanzierungsmechanismen und Rechenschaftsanforderungen, die eigenen Rationalitäten folgen und von der Wissenschaft als fremd oder sogar als unangemessen empfunden werden.

Aus dieser komplexen Gemengelage entstehen vielfältige Spannungsverhältnisse, mit denen die AkteurInnen umzugehen haben. Verantwortliche in Hochschulen und Forschungseinrichtungen müssen diese Spannungsverhältnisse nach innen und außen vermitteln und austarieren. Wissenschaft muss sich immer wieder neu in der Gesellschaft verorten.

Zielgruppe

Die Veranstaltung richtet sich an die Scientific Community und ihre Stakeholder, um diese Bedingungen zu reflektieren und Handlungsspielräume auszuloten, die den unterschiedlichen Rationalitäten und Anspruchshaltungen gerecht werden. Dabei sollen neben der Binnensicht auch die Außensicht, Selbstbild und Fremdwahrnehmung zur Sprache kommen und ein breites thematisches Spektrum abgedeckt werden.

Erkenntnisgewinn

Fokus der Veranstaltung soll die Reflexion darüber sein, was das Wissenschaftsmanagement dazu beitragen kann, dass Vertrauen zurückgewonnen und erhalten wird und dass wissenschaftliche Qualitätsansprüche eingehalten werden, auch wenn externe „Abnehmer“ mit den Forschungsergebnissen umgehen. Praxisberichte werden von Stolpersteinen berichten, sollen aber vor allem Ermöglichungsbedingungen aufzeigen, wie
•    durch Organisation und Vernetzung die Selbstkontrolle der Wissenschaft gelingt,
•    durch effiziente Koordination in den Studien- und Qualifikationsangeboten gute wissenschaftliche Praxis und wissenschaftliche Integrität erlernt und habitualisiert sowie Lehrende bei der Kontrolle von Studien- und Qualifikationsarbeiten auf Plagiate, Fälschungen usw. entlastet werden,
•    Ombudspersonen mit anderen AkteurInnen interagieren,
•    durch Trainings für WissenschaftlerInnen und Sensibilisierung der WissenschaftsjournalistInnen die Laien-Experten-Kommunikation und -Interaktion besser gelingt,
•    sich eine Balance zwischen Transparenz von Wissenschaft gegenüber der Öffentlichkeit und Diskretion bzw. sicherheitsrelevanter Geheimhaltung erreichen lässt,
•    Funktionsbedingungen für innovative Forschung entstehen,
•    sich den politisch Verantwortlichen die Eigengesetzlichkeit von Wissenschaft vermittelt lässt und Politikberatung Gehör findet,
•    und vieles mehr…

In fünf Arbeitsgruppen werden die TeilnehmerInnen verschiedene Handlungsfelder bearbeiten: Studiengangentwicklung, die gute wissenschaftliche Praxis / das Ombudswesen, Öffentlichkeitsarbeit, Forschungs- und Innovationsmanagement.

Den Eröffnungsvortrag hält Prof. Dr. Antonio Loprieno, Rektor a.D. der Universität Basel und Präsident der Akademien der Wissenschaften Schweiz. Am Abend des ersten Veranstaltungstages steht ein Podiumsgespräch unter dem Motto „Im Zweifel für die Freiheit? Gesellschaftliche Ansprüche und wissenschaftliche Praxis“. TeilnehmerInnen des Podiumsgesprächs werden u.a. sein: Dr. Christine Burtscheidt, Leiterin Wissenschaftspolitik und Strategieprozesse, Max-Planck-Gesellschaft; Barbara Frenz, Geschäftsführerin der Schleyer-Stiftung sowie Prof. Dr. Klaus Tanner, Professor für Systematische Theologie und Ethik, Universität Heidelberg und Mitglied der Wissenschaftlichen Kommission Wissenschaftsethik der Leopoldina.

Nähere Informationen zu Vorträgen und Ablauf der Tagung

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