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Werdegang und künftige Herausforderungen für die 1978 im unterfränkischen Bamberg geborene CSU-Politikerin: Sie wuchs in einer politisch aktiven Familie auf und trat mit 16 Jahren der Jungen Union bei. Nach dem Abitur studierte sie Politikwissenschaften in München und Berlin, und 2002 zog sie mit nur 24 Jahren in den Bundestag ein und gehört mit ihren 46 Jahren bereits zu den erfahrensten Abgeordneten der CDU/CSU-Fraktion. Schnell machte sie sich einen Namen als Fachpolitikerin für Familien- und Netzpolitik und feilte an ihrem Ruf als jugendlich-moderne Stimme der CSU.
Abgesehen von den großen Zukunftsvisionen wird von Bär in den nächsten Jahren viel forschungspolitischer Gestaltungswille und Verhandlungsgeschick abverlangt werden. Wenn die versprochene "Hightech-Agenda" nicht die nächste forschungsstrategische Eintagsfliege wird, sondern – anders als etwa die "Zukunftsstrategie Forschung und Innovation" – über die Legislaturperiode hinausreichen soll, braucht sie messbare Ziele, konkrete Meilensteine und vor allem eine tragfähige Verknüpfung zwischen politischen Deklarationen, tatsächlichen Vorhaben und deren Finanzierung.
Die Verlängerung des Pakts für Forschung und Innovation (PFI), der die großen außeruniversitären Forschungsorganisationen und die DFG finanziert, erfordert ebenfalls eine ehrliche Bestandsaufnahme: Wie können die schon jetzt mehr als elf Milliarden Euro jährlich für Max Planck & Co künftig so fließen, dass sie einerseits möglichst viel wissenschaftlichen Freiraum lassen und von möglichst wenig Bürokratie begleitet werden, und dass andererseits die Organisationen einen nachweisbaren Beitrag zur Hightech-Agenda leisten und die effektive Verwendung der Steuergelder sicherstellen?
Die Liste ließe sich fortsetzen: Nach der gescheiterten Novelle des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG) muss Bär in ihrer Zeit als Ministerin eine neue Grundlage für verlässliche und attraktive Wissenschaftlerkarrieren schaffen – durch die schon für 2026 angekündigte WissZeitVG-Reform, aber auch durch weitere Initiativen zusammen mit den Ländern. Nur dann wird auch das geplante "1000-Köpfe-Programm" für die Anwerbung internationaler Spitzenforscher (vor allem aus den USA) eine systemische Wirkung erzielen können, anstatt wie ein UFO zu wirken.
Bär muss ausbuchstabieren, was sich hinter dem Slogan "Deutsche Anwendungsforschungsgemeinschaft" (DAFG) im Koalitionsvertrag verbirgt, die an die Stelle der nie gegründeten DATI treten soll, wie sie sich zur DFG verhält und wie genau die Forschungsförderung für die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften zwischen DAFG und DFG organisiert werden soll.
Zum Artikel "Dorothee Bär: Zukunft auf Sichtflug" im Blog von Jan-Martin Wiarda