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Die US-Regierung greift weiter die Autonomie amerikanischer Hochschulen an: Mit einem neuen Dekret wird die Verteilung von Forschungsgeldern politisiert. Universitäten wie UCLA, Columbia und Brown stehen unter Druck. Peer-Review-Prozesse bleiben formal bestehen, politische Beamte entscheiden aber letztlich über Förderung. Neu ist, dass die Regierung die direkte Kontrolle über Förderentscheidungen übernimmt und Forschungsinhalte auf politische "amerikanische Werte" prüfen lässt. Forschung zu Diversity, Migration oder kritischer Sozialwissenschaft wird gezielt blockiert, während naturwissenschaftliche Projekte nur noch unter politischer Aufsicht finanziert werden.
Forschungsgelder sollen in erster Linie an Institutionen gehen, die sich dem Gold-Standard-Plan verpflichtet haben. "Das Dekret 'Restoring Gold-Standard Science' aus dem Mai nutzte noch reale Defizite der Wissenschaft, um sie durch die Hintertür politischer Kontrolle zu unterwerfen, unter dem Vorwand der Prozessoptimierung", schreibt Thomas Thiel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. "Das neue Dekret zielt unverblümt auf ideologische Kontrolle."
Trump begründet die Verordnung damit, die National Science Foundation habe in der Vergangenheit Geld an DEI(Diversity, Equity and Inclusion)-nahe Forschung gegeben oder an solche, die den Vereinigten Staaten nichts genutzt habe. Damit soll es ein Ende haben. Punkt für Punkt wird ausgeführt, was alles nicht gefördert werden darf: Wissenschaft, die den Glauben verbreitet, es gebe mehr als zwei Geschlechter, die ethnische Diskriminierung untersucht oder die illegale Immigration fördert. Einen Peer-Review-Prozess soll es weiter geben, am Ende soll der politische Beamte dann aber ganz allein darüber entscheiden, ob der Antrag die politischen Prioritäten des Präsidenten erfüllt oder nicht.
John Aubrey Douglass, Senior Research Fellow für öffentliche Ordnung und Hochschulbildung an der University of California, Berkeley, argumentiert in seinem Kommentar "Universities pay the price of transnational paranoia" in University World News, dass die politisch motivierten Maßnahmen der Trump-Administration - von willkürlichen Einschreibebeschränkungen bis hin zu erweiterten Visakontrollen der sozialen Medien internationaler Studenten - die Attraktivität Amerikas als Studienland untergraben.
Er warnt vor einem allgemeinen Rückgang ausländischer Studienanfänger, der Milliarden und Zehntausende von Arbeitsplätzen kosten wird, insbesondere in Bundesstaaten mit schrumpfender Bevölkerung. In Kombination mit einwanderungsfeindlicher Rhetorik, Reiseverboten und vorgeschlagenen Beschränkungen für Arbeit und Staatsbürgerschaft nach dem Studium untergraben diese Maßnahmen die seit langem bestehende globale Talentpipeline der USA, schaden den Finanzen der Universitäten und schwächen Innovation und Wettbewerbsfähigkeit.